Kokainmissbrauch in MV: Zahl der Behandlungen explodiert auf 960!
Die Zahl der Menschen, die aufgrund von Kokainmissbrauch behandelt werden, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. In Mecklenburg-Vorpommern stieg die Zahl der ärztlichen Behandlungen von 670 Patienten im Jahr 2019 auf 960 im Jahr 2023, was einem Anstieg von rund einem Drittel entspricht, wie Süddeutsche.de berichtet. Diese Daten stammen von der Krankenkasse Barmer, die ihre Versichertendaten ausgewertet und auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet hat.
Bundesweit wurden 2023 rund 65.000 Patienten wegen Kokainmissbrauchs behandelt. Die meisten Betroffenen gab es in Nordrhein-Westfalen mit 15.280 Patienten, gefolgt von Niedersachsen (7.760) und Berlin (7.230). Am Ende der Skala finden sich das Saarland mit 490 und Thüringen mit 810 Patienten. In Mecklenburg-Vorpommern sind 710 Männer und 250 Frauen aufgrund von Kokainsucht medizinisch versorgt worden, wobei 440 dieser Patienten junge Männer im Alter zwischen 20 und 39 Jahren waren. Hennig Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in MV, äußerte, dass das wahre Ausmaß des Problems vermutlich größer sei, da nur ein geringerer Teil der Betroffenen in Behandlung sei.
Wachsende Besorgnis über Leistungsdruck
Zusätzlich haben sich die Patientenzahlen im Zusammenhang mit Kokainmissbrauch in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Laut einer Auswertung des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) ist die Zahl der behandelten Patienten von 19.700 im Jahr 2013 auf 65.000 im Jahr 2023 gestiegen, was einem Anstieg von 230 Prozent entspricht. Die Mehrheit der Patienten sind Männer, und die häufigsten Altersgruppen sind die 20-39-Jährigen (29.700) sowie die 40-59-Jährigen (18.100).
Bei der regionalen Aufschlüsselung zeigt sich, dass insbesondere in Sachsen die Patientenzahlen sprunghaft angestiegen sind – hier verzehnfachten sie sich von 100 auf 980. Die geringste Steigerung gab es in Hamburg mit einer Verdopplung von 2.680 auf 5.500 Patienten. Ursula Marschall, die leitende Medizinerin bei der Barmer, äußerte sich alarmiert über diese Entwicklungen und verwies zudem auf die aktuelle Kriminalstatistik, die einen 27-prozentigen Anstieg der Kokaindelikte im Vergleich zum Vorjahr aufzeigt. Die Auswertung deutet darauf hin, dass der Kokainkonsum bei jungen Männern möglicherweise durch einen hohen Leistungsdruck bedingt ist, denn Kokain wird oft als leistungssteigernde Droge wahrgenommen.
Diese Entwicklung veranlasst die Experten, Betroffene anzusprechen, um die Wahrnehmung der Sucht zu schärfen und einen Therapieansatz zu fördern. Insbesondere bei den jüngeren Menschen spielt Kokain als Suchtmittel jedoch eine untergeordnete Rolle, denn Cannabis ist unter ihnen verbreiteter. Bei älteren Generationen sind hingegen Alkohol- und Medikamentenmissbrauch die häufigeren Probleme.