Wie viel Koffein ist während der Schwangerschaft sicher? Neue Überprüfung findet keinen klaren Schwellenwert

Während mäßiges Koffein Müttern größere Komplikationen ersparen kann, warnen neue Forschungsergebnisse davor, dass selbst kleine Dosen das Wachstum des Fötus subtil bremsen können, und es wurde kein wirklich „sicherer“ Schwellenwert bestätigt.
Studie: Schwangerschaft und Koffeinstoffwechsel: Aktualisierte Erkenntnisse und Auswirkungen auf die Gesundheit von Mutter und Kind. Bildquelle: fizkes/Shutterstock.com
In einer kürzlich veröffentlichten narrativen Rezension in NährstoffeForscher haben jahrzehntelange Forschungsergebnisse zusammengestellt und zusammengefasst, um die klinischen Auswirkungen des Koffeinkonsums der Mutter auf die Schwangerschaft und den Ausgang des Fötus zu interpretieren. Die Studienergebnisse zeigten, dass die Folgen beim Menschen zwar weniger schwerwiegend sind als bei Tiermodellen (Wachstumseinschränkung und Organfehlbildungen), der Koffeinkonsum der Mutter jedoch differenziert ist und mit sorgfältiger Beratung begegnet werden sollte.
Insbesondere ergab die Überprüfung, dass eine moderate Koffeinaufnahme (unter 200 mg/Tag, obwohl die Definitionen in den verschiedenen Studien variieren) im Allgemeinen nicht mit schwerwiegenden Komplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes, Schwangerschaftshypertonie oder Präeklampsie verbunden ist, obwohl die Beweise in den verschiedenen Studien nach wie vor inkonsistent sind. Wichtig ist, dass einige Studien selbst bei diesen Werten eher Zusammenhänge als nachgewiesene kausale Zusammenhänge mit reduziertem Geburtsgewicht berichten, was ein dosisabhängiges Risiko hervorhebt und mögliche negative Auswirkungen des Koffeinkonsums während der kritischen Schwangerschaftsperiode nahelegt.
Koffein und Schwangerschaft
Koffein, der Wirkstoff mehrerer der weltweit beliebtesten Getränke, darunter Tee und Kaffee, erfreut sich weltweit einer beispiellosen Beliebtheit. Dies wird durch eine wachsende Zahl von Beweisen befeuert, die seine physiologischen und sportlichen leistungssteigernden Eigenschaften hervorheben.
Jüngste Berichte gehen davon aus, dass bis zu 85 % aller Erwachsenen täglich Koffein konsumieren, wobei schwangere Frauen keine Ausnahme bilden. Leider deuten mechanistische Untersuchungen, insbesondere in Tiermodellen, trotz ihrer nachgewiesenen Vorteile und ihres relativ robusten physiologischen Sicherheitsprofils darauf hin, dass die psychoaktive Substanz das Wachstum und die Entwicklung des Fötus erheblich schädigen kann.
Entscheidend ist, dass neuere Untersuchungen ergeben haben, dass sich die Fähigkeit einer schwangeren Frau, Koffein zu verstoffwechseln, mit fortschreitender Schwangerschaft dramatisch verlangsamt. Die Halbwertszeit von Koffein (ca. 4 bis 5 Stunden bei einem nicht schwangeren Erwachsenen) kann sich in der Spätschwangerschaft auf bis zu ca. 15 Stunden verlängern, wodurch sowohl Mutter als auch Fötus der Substanz viel länger ausgesetzt sind als normalerweise erwartet.
Aus diesem Grund haben große Gesundheitsorganisationen wie das American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehrere Richtlinien zur Koffeinsicherheit aufgestellt und schwangeren Frauen generell empfohlen, ihre Aufnahme auf 200 mg/Tag (ACOG) oder unter 300 mg/Tag (WHO) zu beschränken. Die Überprüfung betont jedoch, dass es keinen allgemein anerkannten „sicheren“ Wert gibt.
Leider argumentieren Kritiker angesichts der schwerwiegenden Folgen, die in Tiermodellen beobachtet wurden (Wachstumseinschränkung und Organfehlbildungen), dass selbst diese moderaten Tagesdosen möglicherweise nicht ausreichen, um subtile, langfristige Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung zu verhindern, von Verhaltensänderungen bis hin zur Stoffwechselgesundheit. In der Überprüfung wird jedoch betont, dass solche Risiken noch untersucht werden und die Daten zum Menschen weniger aussagekräftig sind.
Über die Studie
Die vorliegende narrative Übersicht zielt darauf ab, aktuelle wissenschaftliche Daten zu nutzen, um diese Wissenslücke zu schließen und angehenden Müttern und Ärzten die notwendigen Empfehlungen zu geben, um eine gesunde Schwangerschaft sicherzustellen und die langfristigen Ergebnisse der Nachkommen zu verbessern.
Die Überprüfung umfasste zwei unterschiedliche Forschungsströme: präklinische Daten von Tieren und in vitro Studien und klinische Daten aus Beobachtungsstudien und Metaanalysen am Menschen. Dieser duale Ansatz wurde verwendet, um die im Labor beobachteten Schadensmechanismen mit den in der menschlichen Bevölkerung beobachteten realen Risiken zu verbinden.
Die Überprüfung konzentrierte sich auf Forschungsergebnisse, die in den letzten fünf Jahren für klinische Studien am Menschen veröffentlicht wurden (ohne zeitliche Begrenzung für präklinische Beweise). Es untersuchte den Einfluss von Koffein auf ein breites Spektrum messbarer Ergebnisse, darunter schwerwiegende Schwangerschaftskomplikationen (wie Schwangerschaftsdiabetes und Präeklampsie), das fetale Wachstum und die langfristige Gesundheit des Kindes.
Studienergebnisse
Die Überprüfung zeigt eine erhebliche Diskrepanz zwischen präklinischen Tiermodellen (hauptsächlich Mäusen) und klinischen Versuchen am Menschen. Während erstere die pränatale Koffeinexposition konsequent mit einer Vielzahl schwerwiegender Nebenwirkungen in Verbindung bringen (intrauterine Wachstumsverzögerung (IUGR), Stoffwechselprobleme, DNA-Schäden), deuten neuere Erkenntnisse darauf hin, dass die Folgen beim Menschen weitaus differenzierter und wesentlich weniger schwerwiegend sind.
Aktuelle Erkenntnisse deuten darauf hin, dass eine moderate mütterliche Koffeinaufnahme nicht eindeutig mit einem höheren Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, Schwangerschaftshypertonie oder Präeklampsie verbunden ist. Allerdings müssen diese Ergebnisse aufgrund von Studienbeschränkungen mit Vorsicht interpretiert werden.
Es zeigte sich jedoch ein wiederholter, wenn auch variabler, dosisabhängiger Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und fötalem Wachstum (hoher Koffeinkonsum führte zu einem geringeren Körpergewicht des Fötus), was darauf hindeutet, dass Koffein selbst bei mäßiger Aufnahme (<200 mg täglich) immer noch mit Fällen von geringem Gestationsalter (SGA) in Verbindung gebracht werden kann.
Einige Beobachtungsstudien weisen auch auf mögliche Zusammenhänge zwischen einer höheren Koffeinaufnahme und einem erhöhten Risiko einer Frühgeburt hin (eine Studie fand beispielsweise ein fast doppelt so hohes Risiko, RR = 1,94, 95 %-KI: 1,12–3,37), obwohl Metaanalysen insgesamt inkonsistente Ergebnisse berichteten.
Neue Daten deuten auch auf mögliche langfristige Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung, das Verhalten und die Stoffwechselergebnisse von Kindern hin. Diese Ergebnisse sind jedoch noch vorläufig und bedürfen einer fundierteren Bestätigung. Zu den weiteren in der Übersicht diskutierten Ergebnissen gehören mögliche Zusammenhänge mit mütterlicher Anämie, wiederkehrenden Schwangerschaftsverlusten und Geburtskomplikationen, obwohl die Evidenz in diesen Bereichen ähnlich begrenzt und heterogen ist.
Keine Hinweise auf eine völlig sichere Schwelle
Die vorliegende Übersicht festigt das aktuelle wissenschaftliche Verständnis der Risiken von Koffein während der Schwangerschaft und hebt hervor, dass mäßiger Konsum zwar wahrscheinlich keine schwerwiegenden Komplikationen bei der Mutter verursacht, es aber noch keine validierten Beweise für einen völlig „sicheren“ Schwellenwert gibt, insbesondere im Hinblick auf das Wachstum des Fötus.
Während die in Tierversuchen festgestellte ausgeprägte Toxizität nicht auf den Menschen übertragbar ist, deuten die konsistenten Zusammenhänge zwischen der Koffeinaufnahme und dem Geburtsgewicht des Fötus darauf hin, dass Koffein möglicherweise subtile biologische Auswirkungen auf die menschliche Entwicklung hat.
Angesichts der dramatischen Verlangsamung des Koffeinstoffwechsels während der Schwangerschaft betont die Überprüfung die Notwendigkeit einer sorgfältigen Überwachung der Einnahme und einer individuellen Beratung, anstatt davon auszugehen, dass eine einzige tägliche Richtlinie die Sicherheit gewährleistet. Die Autoren verzichten darauf, neue Mengengrenzwerte vorzuschreiben, sondern betonen stattdessen Vorsicht und die Wichtigkeit, die Exposition nach Möglichkeit zu minimieren.
Die Autoren betonen außerdem, dass die meisten Belege aus Beobachtungsstudien stammen, die sich auf die selbstberichtete Koffeinaufnahme stützen, die anfällig für Verwechslungen und Fehlklassifizierungen sind. Diese Einschränkung bedeutet, dass Schlussfolgerungen mit Vorsicht interpretiert werden müssen, bis stärkere Beweise vorliegen.
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Quellen:
- Struniewicz, K. M., Ptaszek, M. M., Ziółkowska, A. M., Nitsch-Osuch, A., & Kozłowska, A. (2025). Pregnancy and Caffeine Metabolism: Updated Insights and Implications for Maternal–Fetal Health. Nutrients, 17(19), 3173. DOI – 10.3390/nu17193173. https://www.mdpi.com/2072-6643/17/19/3173