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Unerwarteter Rückgang der kognitiven Leistungsfähigkeit nach Epilepsieoperation

Bei schweren Epilepsien hilft oft nur noch ein chirurgischer Eingriff – meist mit großem Erfolg. Während sich die neuropsychologische Leistungsfähigkeit nach erfolgreicher Operation langfristig erholen kann, kommt es in seltenen Fällen zu unerwarteten kognitiven Leistungseinbußen. Forscher der Universität Bonn konnten nun zeigen, welche Patienten dafür besonders gefährdet sind. Ihre Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Annals of Neurology“ veröffentlicht. Sie können helfen, betroffene Personen zu identifizieren, bei denen eine Operation vermieden werden sollte. Stattdessen ergeben sich für diese Patienten neue Behandlungsperspektiven.

Eine Epilepsieerkrankung lässt sich nicht immer medikamentös kontrollieren. In solchen Fällen sollten Betroffene sich beraten lassen, ob eine Operation in Frage kommt. Während des Eingriffs entfernen Chirurgen selektiv beschädigtes Hirngewebe, von dem die Anfälle ausgehen. Dies bietet oft eine vollständige Heilung für die Patienten.

Die Chirurgie hat die Behandlung schwerer Epilepsien revolutioniert. Bei Epilepsieoperationen besteht jedoch immer die Gefahr eines kognitiven Verfalls. Allerdings haben Langzeitstudien gezeigt, dass sich die Gehirnleistung nach erfolgreicher Operation langfristig erholen kann.“

Dr. Juri-Alexander Witt, Neuropsychologe, Klinik für Epileptologie, Universitätsklinikum Bonn

Unerwarteter Leistungsabfall Monate nach der Operation

Bei einem kleinen Teil der Betroffenen treten unerwartete Leistungseinbrüche jedoch erst Monate oder Jahre nach der Operation auf. „Wir wollten den Grund dafür wissen“, sagt Annika Reimers, Doktorandin am Institut für Neuropathologie in der Arbeitsgruppe von Prof. Albert Becker.

Dabei half den Forschern die große Erfahrung des Universitätsklinikums Bonn in der Epilepsiechirurgie: Sie konnten auf teilweise Jahrzehnte alte Hirngewebeproben zurückgreifen. „Wir haben insgesamt 24 Proben von Männern und Frauen analysiert, bei denen Monate oder sogar Jahre nach der Operation ein schwerer kognitiver Rückgang diagnostiziert wurde“, erklärt Reimers.

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Dabei stießen die Forscher auf einen frappierenden Befund: Bei den Betroffenen war das entnommene Gewebe zum Zeitpunkt der Operation durch Folgeerkrankungen geschädigt – entweder durch Entzündungen oder beginnende Alzheimer-Demenz ähnlich. „Bei diesen Vorerkrankungen sind die Abwehrkräfte des Körpers besonders aktiv“, sagt Becker, der auch Mitglied der Transdisciplinary Research Area (TRA) „Life and Health“ ist. „Es ist möglich, dass das Trauma des chirurgischen Eingriffs das Immunsystem im Gehirn weiter stimuliert, um gesundes Hirngewebe anzugreifen.“

Tests geben Aufschluss darüber, wann eine Operation vermieden werden sollte

Die Forscher planen nun, Proben aus anderen Epilepsiezentren zu untersuchen, um ihre Ergebnisse zu untermauern. Die Ergebnisse können helfen, betroffene Personen zu identifizieren, bei denen eine Operation vermieden werden sollte. „Wir haben derzeit verschiedene diagnostische Verfahren zur Hand, die wir dafür einsetzen können“, betont Dr.
Juri Alexander Witt.

Beispielsweise absolvieren alle Patienten vor der Operation eine umfangreiche Reihe psychometrischer Tests, um ihre kognitive Leistungsfähigkeit zu bestimmen. Zusammen mit Hirnscanner-Bildern und der Untersuchung des Liquor cerebrospinalis mittels Lumbalpunktion lassen einige der Ergebnisse bereits Rückschlüsse auf Begleiterkrankungen zu. „Wenn solche Tests auf eine Entzündung oder den Beginn einer neurodegenerativen Erkrankung hinweisen, ergeben sich ganz neue Behandlungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel entzündungshemmende Medikamente, die eine Operation überflüssig machen können“, sagt Becker.

Finanzierung:

Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Else Kröner-Fresenius-Stiftung im Rahmen des Promotionsprogramms NeuroImmunologie gefördert.

Quelle:

Universität Bonn

Referenz:

Reimers, A., et al. (2022) Neuropathologische Einblicke in den unerwarteten kognitiven Rückgang bei Epilepsie. Annalen der Neurologie. doi.org/10.1002/ana.26557.

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Daniel Wom

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