75 Hard: Fitness-Challenge für Mutige oder gefährliches Experiment?
Zu Beginn eines neuen Jahres setzen sich viele Menschen das Ziel, ihre Fitness zu verbessern. Eine zunehmend populäre Methode, die dabei helfen soll, ist die Challenge „75 Hard“, die 2019 von Podcaster Andy Frisella ins Leben gerufen wurde. Nach Angaben von WEB.DE dauert dieses Programm insgesamt 75 Tage und soll die Teilnehmer sowohl mental als auch physisch stärken.
Die Challenge umfasst fünf wesentliche Komponenten: Erstens, zwei 45-minütige Trainingseinheiten pro Tag, von denen eine im Freien stattfinden muss. Zweitens ist eine strikte Einhaltung einer selbst gewählten Diät gefordert, die keinen Alkohol oder Cheat Meals erlaubt. Drittens gehört das tägliche Lesen von 10 Seiten aus einem Sach- oder Selbsthilfebuch zu den Anforderungen. Viertens müssen die Teilnehmer täglich ein Fortschrittsfoto aufnehmen, und schließlich ist das Trinken von 4 Litern Wasser pro Tag vorgeschrieben. Wird eine der Regeln missachtet, muss das Programm von vorne begonnen werden.
Kritik und Alternativen zur Challenge
Trotz der steigenden Popularität des Programms äußern einige Experten Bedenken hinsichtlich seiner gesundheitlichen Auswirkungen. So stellt Dr. Sam Whiteman fest, dass das Programm nicht ausreichend erforscht ist. Zudem kritisiert Fitnesstrainer Luke Worthington, dass individuelle Faktoren nicht ausreichend berücksichtigt werden. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die strengen Regeln zu Erschöpfung und Burnout führen können, während Kritiker vor möglichen Jo-Jo-Effekten nach Abschluss der Challenge warnen. Eine hohe Misserfolgsquote und das Verletzungsrisiko werden ebenfalls als besorgniserregend angesehen.
Als Reaktion auf die strengen Vorgaben von „75 Hard“ haben einige Anhänger flexiblere Alternativen entwickelt. Die Programme „75 Medium“ und „75 Soft“ bieten sanftere Ansätze. Bei „75 Medium“ wird täglich ein 45-minütiges Training gefordert, gesunde Ernährung zu 90%, kein Alkohol, 3 Liter Wasser pro Tag, tägliche Meditation und das Lesen von 10 Minuten persönlicher Entwicklung. Im Gegensatz dazu erlaubt „75 Soft“ 45 Minuten Bewegung an sechs Tagen pro Woche, mit einem Ruhetag, einer weniger restriktiven Ernährung und ebenfalls 3 Litern Wasser pro Tag.
Während die Challenge potenzielle Vorteile wie die Bildung von Gewohnheiten und ein gesteigertes Selbstvertrauen bieten kann, warnt Jake Boly, ein zertifizierter Kraft- und Konditionierungsspezialist, vor möglichen negativen Auswirkungen, die nach dem Programm auftreten könnten. Dramatische Veränderungen im Lebensstil können das Gefühl für Moderation beeinträchtigen. Stephanie Thomas, zertifizierte Personal Trainerin, empfiehlt, zunächst mit ein oder zwei Zielen zu beginnen und diese schrittweise zu erweitern, während Dr. Haapanen einen Ansatz mit kleineren, nachhaltigen Veränderungen bevorzugt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „75 Hard“ eine erhebliche Herausforderung darstellt, die für einige sehr motivierend sein kann, jedoch möglicherweise nicht für jeden geeignet ist. Ein moderaterer Ansatz könnte für Anfänger sinnvoller sein, um langfristige Fortschritte zu erzielen.
